Neues Deutschland, 2.6.2005

Er war Germanist und Anglist in der DDR und anderswo …, Peter Zimmermann, der kein Prominenter ist, aber gerade deshalb wohl vielen aus dem Herzen spricht.

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UTOPIEkreativ, 206. Band, 2007, S. 1180 f.

Memoiren von Ostdeutschen, die zu begründen glauben müssen, warum sie sich in den Dienst der DDR gestellt haben, genießen immer noch Konjunktur. Man findet darunter die Lebenserinnerungen von Staatslenkern und -angestellten bis hin zur einfachen Verkäuferin oder Sekretärin. Eine Berufsgruppe scheint sich besonders berufen zu fühlen, ihre Erlebnisse in der DDR anderen mitzuteilen. Und zwar sind dies diejenigen, die „von außen“ einen Blick auf die Geschehnisse und Entwicklungen in der DDR hatten. Seien es Diplomaten. Außenhandelsfachleute, Auslandsjournalisten oder aus sonstigen Gründen „draußen“ über Jahre arbeitende „Auslandskader“. So interessant die autobiographischen Aufzeichnungen im einzelnen auch zuweilen sind, so fällt doch ein häufig gebotenes Muster in all diesen Publikationen auf: Von Krieg und Nachkrieg gezeichnet, die Chance zum Neuanfang dankbar angenommen, die Bildung im „ersten Arbeiter- und Bauernstaat“ erhalten, die antifaschistische Erziehung durchlaufen, nutzte man selbstverständlich die Möglichkeit, im Ausland zu arbeiten. Man fühlte sich als was Besseres. Und in der Tat war diese oft beneidete Personengruppe gegenüber der Masse der DDR-Bevölkerung privilegiert. Die alltäglichen Sorgen der DDR-Bevölkerung zur Beschaffung der Dinge des alltäglichen Bedarfs waren für die in Valuta bezahlten Auslandskader keine, jedenfalls keine bedeutenden. Auch belohnte man diejenigen, die nicht den gefährlichen Weg über die Mauer gehen mußten, um die DDR verlassen zu können, mit guten Gehältern. Fast alle behaupten in ihren Memoiren, den ökonomischen Niedergang der DDR schon lange Zeit beobachtet zu haben. Deshalb habe man schon immer ein bißchen Opposition gelebt, die „strammen Parteimitglieder“ (S. 426) waren immer die anderen gewesen.

So liest sich auch die Autobiographie von Peter Zimmermann, der als Hochschullehrer unter anderem in Ghana und Syrien tätig war. Neben recht informativen und zum Teil auch mit einem Schmunzeln zu lesenden Passagen des Buches muß leider das Urteil gefällt werden: zu ausschweifig, zu selbstdarstellerisch, zu allgemein, zu uninteressant in dem gebotenen Umfang. Ein Lektor hätte den Verfasser darauf hinweisen müssen. Schade! Wenn der Umfang halb so groß gewesen wäre und Zimmermann sich auf das Wesentliche konzentriert hätte, wäre es möglich gewesen, ein gutes Buch vorzulegen.

Ulrich Ramm