Mariusz Kaczka: Rezension zu: Helmedach, Andreas; Koller, Markus; Petrovszky, Konrad; Rohdewald, Stefan (Hgg.): Das osmanische Europa. Methoden und Perspektiven der Frühneuzeitforschung zu Südosteuropa. Leipzig 2014, in: H-Soz-Kult, 09.09.2014,
URL: http://www.hsozkult.de/publicationreview/id/rezbuecher-22388

… Die allgemeine Einleitung bietet trotz dieser Mängel spannende, anregende und differenzierte Einblicke in die nationalen Geschichtsschreibungen der balkanischen Länder, die Osmanistik sowie die transnationale Forschung. … Im Hinblick auf die angeführten Beispiele erweisen sich die systematisierenden, fachspezifischen Einleitungen in die verschiedenen Kapitel des Buches als besonders interessant und inspirierend. …
Die erwähnten Einleitungen geben eine durchaus prägnante Überblicksdarstellung, fassen die Ergebnisse der neusten Forschung zusammen und deuten neue mögliche Wege an, leiten aber nur begrenzt in die einzelnen Beiträge des Bandes über, von denen zumindest einige diese
Anregungen ausschöpften. Konrad Petrovszky zeichnet in seinem Beitrag zur orthodoxen Geschichtsschreibung im Osmanischen Reich eine Geschichte der gegenseitigen Beeinflussung, Verflechtung und sogar Verschmelzung der orthodoxen und osmanischen Geschichtstraditionen nach und bezieht dabei die anregende rumänischsprachige Tradition mit ein. Zudem liefert er eine neue Interpretation des einflussreiches Werkes Dimitrie Cantemirs (1673–1723), bei der es sich um eine Neugliederung seines geschichtlichen Werkes anhand der Originalmanuskripte in drei (anstatt von zwei) Phasen der Entwicklung des Osmanischen Reiches handelt: die des Aufstiegs, der Stagnation und schließlich des Niedergangs. Tobias P. Graf referiert unveröffentlichte Ergebnisse seiner Dissertation über das Renegatentum aus dem deutschsprachigen Raum im Osmanischen Reich während der Frühen Neuzeit am Beispiel Ladislaus Mörths. …
Der Band verbindet letztlich mehr oder weniger erfolgreich zwei Ansprüche: den einer systematischen Überblicksdarstellung, die mit analytischen Fallbeispielen illustriert werden soll. Die erste Aufgabe ist durchaus gelungen und der Band kann die neuesten grundlegenden
englischsprachigen Werke zumindest im deutschsprachigen Raum mit Erfolg ersetzen. Die zweite erweist sich als weitaus ambivalenter. Wie es bei solch breit angelegten Bänden sehr oft der Fall ist, wurden hier komplett verschiedenartige Beiträge ohne weitere Zusammenhänge
aneinandergereiht. Im Endeffekt bietet der Band eine erstaunliche Bandbreite bei den behandelten Problemen, die jedoch nur vereinzelt in der neusten Forschung und in dem Band selbst kontextualisiert wurden.

Mariusz Wieslaw Kaczka, Department of History and Civilization, European University Institute

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Der Standard, 20. Oktober 2016
http://derstandard.at/2000046242848/Ein-Blick-auf-die-Religionskulturen-unter-den-Osmanen

Ein Blick auf die Religionskulturen unter den Osmanen.
Die Autoren plädieren dafür, das „Narrativ von einem starren abendländisch-osmanischen Antagonismus“ zu dekonstruieren …

Adelheid Wölfl

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Jahrbücher für Geschichte Osteuropas, jgo.e-reviews 6 (2016), 3, S. 23–25

… Gemessen an der Erforschung der atlantischen Beziehungen Europas sind die Forschungen zu den eurasischen Beziehungsgeflechten noch dürftig, allzu dürftig. Der vorliegende Band kann dieses gewaltige Defizit natürlich nicht beheben, wohl aber ein wenig lindern. Er deutet eindrücklich an, dass das neuzeitliche Europa nicht an der habsburgisch-venezianischen Grenze mit dem Osmanischen Reich endet, aber auch nicht am Bosporus.

Karl Kaser (Graz)

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