Griechenland Zeitung, 6.2.2008

Fotis Zaprasis, ein Opfer des so genannten Pädomasoma, zu dessen Erinnerung der in Leipzig ansässige Eudora-Verlag den zweisprachigen Band „Weggehen – Wiederkommen“ herausgegeben hat. Er enthält private Briefe, die eindrücklich das Leid der auseinander gerissenen Familie zeigen sowie Kunstabbildungen der Werke Zaprasis’. Zugleich ist er eine Dokumentation der dunklen Epoche Griechenlands während des Bürgerkriegs und seiner Folgen für den Einzelnen … [Zaprasis’] Werke werden zur Plattform des Entwurzelten, zur Ausdrucksform von Einsamkeit und Schmerz. Die Bilder wirken wie von Griechenland beeinflusst, von der Helligkeit dort. Sie sind auf ihre Weise jedoch auch sehr deutsch: romantisch und märchenhaft … Er hinterlässt der Welt mit seinem Werk ein Zeugnis der Heimatlosigkeit und Zerrissenheit.

Andrea Dimitriadis

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NEAFON, 8. Jg., 1/2008

Der 1940 in einem kleinen nordgriechischen Bergdorf als dritter von vier Söhnen geborene Maler Fotis Zaprasis war eines von jenen vier- bis 14-jährigen Kindern, die im Zuge des griechischen Bürgerkrieges von kommunistischer Seite nach Bulgarien, Ungarn, Jugoslawien, Albanien, Polen oder in die Tschechoslowakei gebracht worden waren, um ihnen zum einen eine Perspektive jenseits der Kriegswirren zu ermöglichen und sie zum anderen durch die Erziehung und das Erlernen eines Berufes für die Rückkehr in ein sozialistisches Griechenland vorzubereiten. Er zählte damit zu jenen vielen Menschen, die durch die Wirren und Ereignisse des 20. Jahrhunderts aus ihrem Lebensumfeld herausgerissen wurden, Entwurzelung und Orientierungslosigkeit erfahren haben. Fotis Zaprasis, den es über Bulgarien in die DDR verschlägt, fand einen Weg, sich seiner selbst immer wieder zu vergewissern: die Kunst. Unter dem Titel „Weggehen – Wiederkommen. Zeichen aus einer schicksalhaften Epoche Griechenlands“ erinnert ein von Ralf C. Müller im Eudora-Verlag Leipzig herausgegebener Kunstkatalog in Deutsch und Griechisch, der neben Originalbriefen von Fotis Zaprasis und aus seinem Nachlass auch einige private Fotos sowie viele Abbildungen seiner Arbeiten präsentiert, an den im Jahr 2002 gestorbenen Künstler, an sein Schicksal ebenso wie an seine Kunst … Was sich jedoch hinter einer nüchternen Biographie tatsächlich versteckt, davon zeugen in diesem Katalog nicht nur die Abbildungen seiner ausdrucksstarken künstlerischen Arbeiten, sondern beredt und anrührend auch die darin veröffentlichten Briefe – zunächst der Briefwechsel mit der Mutter, den Brüdern und Verwandten, dann die Schreiben von Fotis Zaprasis an seine Frau Christel und seine eigenen Kinder.

Renate Dülk

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Leipziger Volkszeitung, 21.11.2008
Dresdner Neueste Nachrichten, 28.2./1.3.2009

Zwischen Fremde und künstlerischer Heimat

Als 1949 der griechische Bürgerkrieg mit einer Niederlage der linksgerichteten Partisanenbewegung endete, begann für viele Flüchtlinge, darunter auch tausende Kinder und Jugendliche eine schicksalhafte Odyssee. Viele von ihnen waren zuvor von den Partisanen in den befreiten Gebieten in Sammellager gebracht und später in die DDR, die Sowjetunion, die CSSR, nach Ungarn, Polen oder Bulgarien geschickt worden.

Über die Hintergründe des sogenannten Paedomasomas (abgeleitet von den griechischen Wörtern Kinder und Einsammeln) streiten sich heute noch Historiker, Politiker und nicht zu letzt Betroffene. … Einer, der für die Ambivalenz dieser Schicksale steht, ist Fotis Zaprasis. Der junge Grieche kam unmittelbar nach Ende des Bürgerkrieges unfreiwillig nach Leipzig, erlebte hier die Bitternis der Fremde und der Sehnsucht nach seiner Familie.

Zugleich bot sich dem talentierten Zaprasis die Chance einer künstlerischen Entwicklung als Maler. In dem Bildband „Weggehen –Wiederkommen“ zeichnet Herausgeber Ralf C. Müller Leben und Kunst Zaprasis’ nach. Erläuternde Texte ordnen jeweilige Schaffensphasen und gesellschaftliche Themen ein.

Kostas Kipuros