Deutsches Archiv für Erforschung des Mittelalters Bd. 68,1 (2012), S. 192 f.

Der Band geht auf eine Marburger Tagung von 2008 zurück, die Fachleute der archivalischen Bestandserhaltung mit Urkundenforschern zusammenführte. Nach einleitenden Beiträgen von Andreas Hedwig … und Irmgard Fees … findet man zunächst instruktive Erfahrungsberichte aus der Praxis … – Es folgen hilfswissenschaftlich ausgerichtete Studien: Mark Mersiowsky … beschreibt im Vorgriff auf sein im Druck befindliches Buch (MGH Schriften 60) die äußeren Merkmale der elf erhaltenen Originale aus der Zeit von 788 bis 897 und findet „so gut wie keine Übernahmen charakteristischer Elemente“ in den zeitgenössischen Pergamenturkunden anderer Aussteller. – KarI Augustin Frech … behandelt eine der auffälligen Neuerungen im Erscheinungsbild von Leos [IX.] Privilegien und zumal die monogrammatische Wiedergabe des Papstnamens, die auf das Muster der Kaiserurkunden zurückzuführen ist. – Otfried Krafft … erhebt begründeten Widerspruch gegen Thesen von P. Rück … – Joachim Dahlhaus … kommt bei einer gründlichen Untersuchung der 197 bekannten Originale aus der Zeit von 1055 bis 1099 zu dem Ergebnis, daß die Einträge in die Rota ganz überwiegend von den Päpsten selbst stammen, während in den seltenen Fällen eigenhändiger Unterschrift stets die Rota fehlt. JL 5071 Gregors VII. wird gegen P. Kehr und It. Pont. 9 S. 355 Nr. l als Spurium eingeschätzt. – Andrea Birnstiel/Diana Schweitzer … verfolgen auf der Basis von 275 untersuchten Stücken (von Innocenz II bis Innoceaz III.) die allmähliche Differenzierung zwischen Litterae cum serico und Litterae cum filo canapis während des 12. Jh. – Thomas Frenz … führt in einem öffentlichen Abendvortrag, ausgehend von der zitierten Dekretale X 5.20.5 Innocenz’ III., in die Machenschaften spätma. Fälscher aus der päpstlichen Kanzlei ein. – Ausgestattet ist der Band mit Verzeichnissen der abgebildeten und der erwähnten Papsturkunden wie auch einem Orts- und Personenregister.

R. S.

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„Das Mittelalter“, Bd. 18, 2013, Heft 1, S. 162

Auf den ersten Blick behandelt dieser Sammelband … ein eher spezialistisches Thema. Außerhalb eines engen Kreises von Experten, so scheint es, ist die Beschäftigung mit diesem Themenbereich kaum noch imstande, Neues zu bieten, erst recht nicht methodologisch und konzeptionell Innovatives. Die Mehrheit der Autor(inn)en ist allerdings mit großem Erfolg darum bemüht, diese Auffassung als Fehlurteil zu erweisen. Und was hier geleistet wird, ist höchst modern und streckenweise in der Tat innovativ. …
Interessant ist … v. a. die zunehmend sich durchsetzende Auffassung von der Vielgestaltigkeit und womöglich auch Mehrdeutigkeit des graphischen Zeichensystems. Mehr als deutlich werden hier Anregungen des Marburger Diplomatikers Peter Rück aufgenommen, der Analysemethoden der Semiotik auf Urkunden anzuwenden für richtig hielt. Die Aufnahme seiner Anregungen bedeutet aber keineswegs die Zustimmung zu ihnen, weswegen dieser Sammelband auch von der Lust an der wissenschaftlichen Kontroverse belebt wird. Natürlich ist und bleibt er v. a. für Mittelalterhistoriker und Diplomatiker interessant, aber auch Semiotiker und Kunsthistoriker kommen bei der Lektüre des vorzüglich aufgemachten Buches auf ihre Kosten …

Thomas Vogtherr (Osnabrück)

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MIÖG 121 – 1/2013, S. 232 f.

Der schriftliche Niederschlag einer in Marburg im April 2008 abgehaltenen hilfswissenschaftlichen und archivwissenschaftlichen Tagung behandelt überwiegend die Papsturkunden bis zum Ende des 12. Jahrhunderts, die durch die Leistungen des Kehr’schen Papsturkundenwerkes viel besser erschlossen sind als jene seit dem Pontifikat Innocenz’ III. (1198–1216). Mehrere Beiträge widmen sich der Erhaltung, archivarischen Aufbewahrung und Erschließung durch moderne Medien … Der umfangreicherezweite Teil befasst sich mit einigen der äußeren Merkmale der Papsturkunden … Mehrere Register erschließen den gehaltvollen Band, der nicht allein eine positivistische Bestandsaufnahme darstellt, sondern eine weiterführende Interpretation des Befundes ermöglicht.

Werner Maleczek (Wien)

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Frank Engel: Rezension zu: Fees, Irmgard; Hedwig, Andreas; Roberg, Francesco (Hrsg.): Papsturkunden des frühen und hohen Mittelalters. Äußere Merkmale – Konservierung – Restaurierung. Leipzig 2011, in: H-Soz-Kult, 11.07.2012,
URL: http://www.hsozkult.de/publicationreview/id/rezbuecher-18504

… Der sehr sorgfältig lektorierte Band spricht als Hardcover mit 136 (!) Abbildungen und Tabellen auch optisch an. Neben einem Personen- und Ortsindex sowie Abbildungsnachweisen umfassen die verlässlichen Indizes angemessenerweise ein Verzeichnis der erwähnten Papsturkunden.
Angesichts der vielbesprochenen Krise der Historischen Hilfswissenschaften zeigt dieser Tagungsband einmal mehr, dass es jedenfalls nicht an relevanten Untersuchungsgegenständen, neuen Erkenntnismöglichkeiten und schon gar nicht an Akribie, Scharfsinn und Engagement bei den Bearbeitern fehlt.

Frank Engel, Akademie der Wissenschaften zu Göttingen

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Unsere Heimat (Verein für Landeskunde von Niederösterreich), Bd. 82 (2011), Heft 3–4, S. 263f.

… Instruktiv und allgemein verständlich erklärt … Anna Haberditzl neue Methoden der Pergamentrestaurierung, insbesondere die genauen Auswirkungen von Feuchtigkeit, wobei dem Rezensenten der hohe Erkenntniswert des Aufsatzes von einer Fachexpertin bestätigt wurde … Vom qualitätvollen Band werden Archivare und Diplomatiker gleichermaßen profitieren.

Roman Zehetmayer