Mediaevistik, Band 28 (2015), S. 384 f.
Diese Festschrift ist eine Gedenkschrift: Während der Drucklegung ist 2013 der Jubilar, der Marburger Professor für Mittelalterliche Geschichte Hans K. Schulze, verstorben. In der Tradition der Leipziger Schule Rudolf Kötzschkes und seines Vorgängers auf dem Marburger Lehrstuhl, des fast vergessenen Walter Schlesinger, war er einer der letzten Verfassungshistoriker klassischer Prägung. Die Struktur der ottonischen Königslandschaft rund um den Harz war sein zentrales Thema, das Lehrbuch seine Veröffentlichungsform. Schulzes „Grundstrukturen
der Verfassung im Mittelalter“ haben nicht nur eine Generation deutscher Studenten begleitet, sondern wurden auch ins Japanische übersetzt. Ein Grußwort in japanischer Sprache eröffnet dann auch diese nicht ganz gewöhnliche Festschrift, die schon durch ihre gehobene Ausstattung auffällt. Wiewohl ein mitreißender Lehrer (und Exkursionsleiter), hat Schulze nur wenige Schüler herangezogen. Die Autoren der vorliegenden Aufsätze und Miszellen sind vor allem Kollegen und Doktoranden des Marburger Instituts für Mittelalterliche Geschichte. …
Substantiell sind Sebastian Müllers Ausführungen zu den ältesten Stadtsiegeln von Salzwedel, von denen er eines nun der gemeinsamen Siegelführung von Altstadt und Neustadt in der Zeit ihrer vorübergehenden Vereinigung von 1299 bis ca. 1315 zuweist; Spragistik und städtische Verfassungsgeschichte ergänzen sich hier vorbildlich. …
Ein Glanzlicht ist Otfried Kraffts Untersuchung eines in neuzeitlicher Abschrift überlieferten Vertrags von 1455 zwischen Ludwig 1. von Hessen und Heinrich IX. von Gera über den Transfer von angeblich militärisch nutzbarem Geheimwissen jüdischer Provenienz. Der Vertrag nennt nicht, um was es sich dabei handeln sollte. Krafft bringt ihn überzeugend mit einer heftigen Fehde der Hessen mit Köln und mit den vielfach bezeugten alchemistischen Experimenten in Niederhessen in der 2. Hälfte des 15. Jhs. in Verbindung und zeigt die konkrete politische Bedeutung von Arkanwissen auf.
Holger Berwinkel
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Das historische Jahrbuch Sachsen-Anhalt 2016, S. 293–295
… Wie bei Schriften dieser Art üblich, lassen sich die enthaltenen Beiträge nicht einem festen Oberthema zuordnen. Stattdessen gruppieren sich diese lose um die verschiedenen Forschungsfelder, in denen Schulze in seiner langen wissenschaftlichen Karriere besonders tätig war. Die Anordnung der einzelnen Beiträge innerhalb des Bands folgt pragmatisch ihrer chronologischen Einordnung. Die zeitliche Bandbreite der Aufsätze ist dabei eindrucksvoll weit vom 7. bis in das 17. Jahrhundert gezogen, was jedoch nicht gleichermaßen für den abgedeckten Raum gilt. Hier konzentrieren sich die meisten Beiträger auf die nordalpinen Reichsteile und insbesondere, den Forschungsinteressen Schulzes gemäß, auf den hessischen und mitteldeutschen Raum. …
Im Bereich der Diplomatik des 10. Jahrhunderts sind die beiden Beiträge von Thomas Wozniak und Katja Puppe angesiedelt, … Wozniak … widerlegt eindrücklich die These, Otto der Große habe in seinen Urkunden das Epitheton magnus im Sinne von „der Ältere“ zur Abgrenzung von seinem gleichnamigen und seit 967 als Mitkaiser fungierenden Sohn geführt. …
Sören Kaschke
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Zeitschrift des Vereins für Hessische Geschichte und Landeskunde, Bd. 120 (2015), S. 254 f.
… Königswege sind kurze, gut ausgebaute Verbindungen. Im vorliegenden Band sind das die engen Verbindungen zwischen dem Jubilar und den Autoren, aber auch zu den historisch Interessierten, die sich für die Spezialthemen des frühen und hohen Mittelalters begeistern.
Dazu zählt etwa der Deutungsversuch des Cognomens magnus des römisch-deutschen Kaisers Otto I. (Thomas Wozniak), die Darstellung des Interventionsverhaltens des Mainzer Erzbischofs Willigis (Katja Puppe) oder die Frage, wo Karl der Jüngere 806 den in der Chronicon von Moissac erwähnten Brückenkopf errichten ließ (Matthias Hardt). Insgesamt handelt es sich bei der Festschrift um ein Spiegelbild der von Hans K. Schulze bearbeiteten Forschungsgebiete. Eine rundum gelungene, gradlinige Publikation.