05.11.2017

(13)
Vor 100 Jahren, …

… am 5. November 1917, besichtigt Oskar Kunitzsch Brügge: »Ich erhalte mit meinen Leuten Urlaub nach Brügge. Es ist ein ziemlich weiter Marsch bis dahin. Brügge ist ja ganz nett, doch war die Zeit für uns zu knapp, als daß wir uns hätten groß umsehen können. Welches Soldatenheim das beste Essen hatte – da[s] interessierte uns! In zweiter Linie suchte ich meine Männlichkeit etwas zu befriedigen, doch fand ich, daß in Brügge die Liebe sehr gut bezahlt genommen wird. Für einen gewöhnlichen Landser zu gut! Abends gegen 10 Uhr waren wir wieder glücklich „daheim“! Dabei hatten wir auch noch das Glück, auf dem Rückwege ein Auto zu erwischen, das uns mitnahm.«
Quelle: »Fast geht es mir wie dem Vaterlande …«, S. 134.

02.11.2017

(12)
Vor 100 Jahren, …

… am 2. November 1917, hat die Fahrt für Oskar Kunitzsch ein Ende – Zedelgem, südwestl. von Brügge: »Ich komme mit Utffz Seidenwand und unseren 2 Bedienungen in ein sehr nettes sauberes Häuschen. Sogar ein Bett steht uns zweien zur Verfügung! Welche Wonne! Und für das Herz ist auch etwas da; die Tochter des Hauses: Germaine! Ein sehr hübsches, dralles Mädel, die uns gar bald mit ihrem reizenden Geplappere die Herzen heiß macht. Sie hat wohl manches Küßchen aus Deutschland bezogen! Von mir auch!«
Quelle: »Fast geht es mir wie dem Vaterlande …«, S. 133/134.

29.10.2017

(11)
Vor 100 Jahren, …

… am 29. Oktober 1917, passiert der Zug Leipzig: »Gleich früh, mit dem Erwachen des Tages, entfliehe ich dem Abteil und begebe mich hinter zu meinem Gewehrwagen, auf dessen Kutschbock ich den ganzen Tag sitze und mir meine deutsche Heimat recht ansehe. Manchmal ist es zwar ein wenig kalt und zugig auf dem offenen Wagen, aber was tut es? In Görlitz gibt es gegen 7 Uhr wieder Verpflegungsaufenthalt. Gegen 8 Uhr fahren wir in Sachsen ein, passieren Löbau, Bautzen, Dresden (11.30) und treffen 4.15 in Engelsdorf [heute zu Leipzig] ein, wo es gute Nudeln gibt. Es ist ein schweres Gefühl für uns Leipziger, so nahe von Leipzig zu sein und niemand haben Nachricht geben können! Man möchte zu gern mal rein in die Stadt und kann doch nicht! // Man möchte die Angehörigen mal sehen, man möchte und kann doch nicht. Na, wenn die drin in der Stadt Bescheid wüßten! Schnell ist die eine Stunde des Aufenthaltes vergangen und gar bald sehen die schmerzenden Augen Leipzig entschwinden. Wie mancher hat damit seine Vaterstadt das letzte Mal gesehen!«
Quelle: »Fast geht es mir wie dem Vaterlande …«, S. 132/133.

24.10.2017

(10)
Vor 100 Jahren, …

… am 24. Oktober 1917, Abmarsch: »Früh ½4 Uhr marschiere ich mit zwei Schützen ab, natürlich ist’s noch Nacht, aber schönes Wetter! // Merkwürdigerweise finden wir drei glatt das Dorf, wo wir durch die Kommandantur die Ponny-Besitzer zusammentrommeln lassen und gegen ¾6 Uhr den Rückmarsch antreten können. Gegen ¾7 Uhr bin ich mit den ca 12 Pferden wieder bei der Kompagnie. Als wir dann nach einer Stunde zum Abmarsch bereit standen, fing es sacht an zu regnen. Und dabei blieb es den ganzen Tag, zeitweilig goß es sogar. Vollständig durchnäßt kamen wir nach 12 Uhr in Lanowce [Lanivzi/Ланівці] an. In der leeren, kalten Bauernstube fand sich gegen 1 Uhr meine Bedienung wieder zusammen. Wir baten dann, allerdings vergeblich, unseren Wirt, daß er ein rechtes Feuer machen solle. Erst als er sah, daß ich kurz entschlossen seinen Holzschuppen zusammenhacken wollte, machte er uns schnell eine warme Stube. Am Nachmittage wurde es dann sogar noch recht gemütlich, // zumal der Regen aufhörte.«
Quelle: »Fast geht es mir wie dem Vaterlande …«, S. 131.

13.10.2017

(9)
Vor 100 Jahren, …

… am 13. Oktober 1917, verheißt neue Kunde nichts Gutes: »Endlich Ablösung von hier! Es schwirren schon wieder Gerüchte umher, daß wir zurück nach Frankreich kommen sollen! Au weh! Abends ½7 Uhr kommen unsere Nachfolger und wir ziehen schwerbepackt – außer Lt. Schwalbe, der zwei Panje-Wagen für sein Gepäck braucht, deswegen müssen wir unseres tragen! – in die stockdustere Nacht hinein. Und auf recht galizischen Wegen! Unser Ziel ist das Waldlager „Weißer Hirsch“, hier liegt die Kompagnie jetzt. Wir Utffz. haben ein ganz nettes Häuschen aus// Baumstämmen gebaut, halb in die Erde versenkt. Totmüde von dem höchst anstrengenden Marsche sinken wir nach dem Abendessen auf unser Drahtlager [?].«
Quelle: »Fast geht es mir wie dem Vaterlande …«, S. 128/131.

Oskar Kunitzsch an seinem Geburtstag 1917 als Soldat an der Front im Osten

09.10.2017

(8)
Vor 100 Jahren, …

… am 9. Oktober 1917, wird Oskar Kunitzsch 21 Jahre alt: »Endlich mal wieder schönes Wetter! Ich habe ja auch Geburtstag! Trotzdem keine Post von zu Hause erhalten (außer von meiner Cläre).«
Quelle: »Fast geht es mir wie dem Vaterlande …«, S. 128.

28.09.2017

(7)
Vor 100 Jahren, …

… am 28. September 1917, schreibt Oskar Kunitzsch an seine Klara: »Mein Herzblatt! In tiefer, treuer Liebe sendet dir dein Schnorps auch heute innigen Gruß & Kuß! Ich bin um dich in Sorge, da ich schon den 3. Tag keine Nachricht von dir habe. Wie mag es dir gehen? Hoffentlich bekomme ich morgen früh wieder Nachricht, ich sehne mich sehr danach. Vielleicht kann ich in den nächsten Tagen mal ins Dorf, da werde ich dir Bf schreiben, hier geht’s nicht, da alle zugucken! Auf Wiedersehn, Liebling! Dein tr. Ossel. Grüß die Großmutter!«
Quelle: »Fast geht es mir wie dem Vaterlande …«, S. 126.

12.09.2017

(6)
Vor 100 Jahren, …

… am 12. September 1917, verbringt Oskar Kunitzsch den Tag mit seiner MG-Stellung im Graben nahe dem Dorf Podfilipie (Pidpilipja/Підпилипя) am Sbrutsch (Zbrucz/Збруч): »Der Russe hat heute schlecht geschlafen, es ist unruhig heute. Von ½12 Uhr bis ¼1 Uhr mittags bekommen wir sogar eine regelrechte Abreibung. Oder sollten meine Leute letzte Nacht beim Kochen in der Scheune unvorsichtig gewesen sein, denn eine Anzahl Granaten kamen recht verdächtig nahe zu meinem Quartier. – Nachmittag wieder Ruhe, ich kann den gefundenen, // herrlich goldgelben Weizen weiter säubern – für Muttern! (Leider wurde er mir dann von einem „Kameraden“ in der Etappe gestohlen! Na, ich hatte ihn schließlich auch nicht bezahlt!) …«
Quelle: »Fast geht es mir wie dem Vaterlande …«, S. 124.

31.08.2017

(5)
Vor 100 Jahren, …

… am 31. August 1917 blickt Oskar Kunitzsch auf seine Erlebnisse an der Front in Galizien zurück: »Mit einem schönen, ruhigen Tage verabschiedet sich der Monat August von uns. Trotz alles Ungewohnten, trotz aller Mühsal und Gefahr zähle ich die Monate Juli und August 1917 zu den schönsten Monaten, die// ich im Kriege erlebt habe. Das Opfer der Schlacht von Brzezany, die abzuwehren ich zum guten Teil mit geholfen habe, – die Tage an der Narajowka –, die anstrengende unvergeßliche, herrliche Zeit des Vormarsches zur russischen Grenze, die mir so schöne, gesegnete Landschaften zeigte, die Zeit der Erholung im Waldlager, – alles in Allem – eine Zeit so reich an innerem und äußerem Erleben, daß ich sie nie vergessen kann, sie aber auch in meinem Leben nie missen möchte. Schade ist nur, daß ich keine genaue Landkarte besaß, um den Weg, den wir marschierten, feststellen und verfolgen zu können. Aber der einfache Landser braucht ja nicht alles zu wissen, gab es doch auch viele Offiziere, die ebenfalls nichts wußten. Mancher schöne Augenblick hätte für mich noch tieferes Interesse bekommen und stärkere Aufmerksamkeit erhalten, // wenn ich gewußt hätte, was und wo!«
Quelle: »Fast geht es mir wie dem Vaterlande …«, S. 118/119.

14.08.2017

(4)
Vor 100 Jahren, …

… am 14. August 1917 schreibt Oskar Kunitzsch an seine Braut Klara: »Mein goldiger Liebling! Ich habe zwar schon einen Brief angefangen, aber da ich jetzt nicht fertig wurde, schreibe ich dir schnell diese Karte. Wie geht es dir, Mausi? Hoffentlich noch gut. Hier ist eine fürchterliche Glut, zumal wir jetzt im freien Felde liegen. Da war es im Walde doch schöner, wenn es auch mehr Arbeit gab. Ich werde im Briefe näher schreiben, diese Karte ist ja nur, damit du Post bekommst. Innig grüßt und küßt dich, du mein Alles, dein dich heiß und innig liebender Ossel.«
Quelle: »Fast geht es mir wie dem Vaterlande …«, S. 115.

01.08.2017

(3)
Vor 100 Jahren, …

… am 1. August 1917 ist es vorbei mit dem Vorrücken: »Die Voraussagung, die uns gleich am ersten Tage des Vormarsches gemacht wurde, daß wir nur bis zur Grenze kämen und nicht weiter, bewahrheitet sich! Wir sind tatsächlich am Ende. Den heutigen Tag haben wir Ruhe, am Rande von Iwanie-Puste haben wir das Lager aufgeschlagen. Es ist sehr heiß, die Sonne meint es sehr gut. Aber auch wir sind fast besorgt, denn wenn es nun weiter geht, kostet es Blut, wir stoßen auf die Festung Sw-Kamenez-Podolsk [Kamjanez-Podilskyj/Kamieniec-Podolski]. …«
Quelle: »Fast geht es mir wie dem Vaterlande …«, S. 113.

21.07.2017

(2)
Vor 100 Jahren, …

… am 21. Juli 1917 schreibt Kunitzsch in sein Tagebuch: »In der Nacht blödsinnige Munitionsverschwendung des Russen. Unser Unterstand ist anscheinend eines seiner Ziele, vier Treffer erhalten wir.« Und für den 22. heißt es: »Wieder ein Sonntag! Früh merken wir, daß die Russen abgerückt sind, deshalb die Schießerei der letzten Nacht. Große Freude deshalb – aber was nun? Zunächst packen, dann fertigmachen und abwarten. Unsere Inf.-Patrouillen sind bereits in der feindl. Stellung. Nachmittag// gegen 3 Uhr setze ich mich mit der achten Komp., der ich zugeteilt bin, in Bewegung …« Mit dem Rückzug des russischen Heeres an die Grenze beginnen auch für die Soldaten der Mittelmächte einige Tage des mittlerweile fast ungewohnten Bewegungskrieges …
Quelle: »Fast geht es mir wie dem Vaterlande …«, S. 106/107.

01.07.2017

(1)
Vor 100 Jahren, …

… am 1. Juli 1917, erlebt der MG-Schütze Heinrich Oskar Kunitzsch aus Leipzig bereits den dritten Tag des Angriffs der russischen Truppen im Rahmen der sogenannten Kerenski-Offensive entlang der Front in Galizien nahe Brzezany: »Dauernd rasselt mein Gewehr … Uns droht Umzingelung! … Unsere Artillerie rührt sich nicht, kein Schuß hilft uns … Mein Gewehr hat heute ca 6000 Schuß abgegeben, ohne jede größere Hemmung … Auch diese Nacht ist nicht an Schlaf zu denken, die Nerven streiken.«
Quelle: »Fast geht es mir wie dem Vaterlande …«, S. 98/99.