Deutsches Archiv für Erforschung des Mittelalters, Bd. 72–2 (2015), S. 721 f.

… Besonderen Reiz gewinnt der Band durch die beigefügte CD-ROM, die mit ihren farbigen Gesamt- und Detailaufnahmen eine bislang
einzigartige Dokumentation der Elisabeth-Reliquiare in Marburg, Stockholm und Bendorf-Sayn bietet. Insgesamt verweist er mit seiner erneuten Diskussion der zeitgenössischen Reliquiare und mit seinen, freilich nur zum Teil, ertragreichen rezeptionsgeschichtlichen Einzelbeiträgen gerade in seiner Heterogenität höchst eindrücklich auf das weit gefächerte Forschungsfeld der Elisabeth-Thematik. Damit unterstreicht er als die letzte der zahlreichen Publikationen zum Elisabethjubiläum 2007 besonders deutlich, dass auch künftig
für die wissenschaftliche Beschäftigung mit dieser Heiligen wohl „kein Ende“ zu erwarten ist.

Matthias Werner

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Zeitschrift für Thüringische Geschichte 67 (2013), S. 417–419

… Ein einleitender Beitrag von Andreas Meyer führt in die interessante Geschichte der (bedeutendsten) Elisabethreliquiare ein. Vorgestellt werden der Elisabethschrein zu Marburg, ein Stockholmer Kronreliquiar sowie um ein Armreliquiar aus der Schlosskapelle von Bendorf-Sayn. Während das erstgenannte Reliquiar gut untersucht ist, sind für die beiden letztgenannten weiterhin zahlreiche Fragen offen. In ihren Beiträgen zum Stockholmer Reliquiar diskutieren Göran Tegnér und Ralf Schmidt das Artefakt aus historischer und kunsthistorischer Perspektive. Überzeugend fassen sie den bisherigen, von nicht wenigen Widersprüchen geprägten Forschungsstand zum Reliquiar zusammen und liefern eigene, originelle Deutungen. Für den Historiker sehr interessant ist etwa die mineralogische Bewertung der Achatschale des Reliquiars durch Schmidt. … Der zweite Teil des zu besprechenden Bandes vereint unter der Überschrift der Elisabeth-Rezeption Beiträge verschiedener inhaltlicher und methodischer Ausrichtung. Schwerpunkte sind die mittelalterliche Religiosität von Personen(gruppen) um Elisabeth; Fragen der Rezeption des Lebens und der Verehrung von Elisabeth sowie Studien zur hessischen Landes- und Marburger Stadtgeschichte mit Elisabethbezug. Auch zu diesen Beiträgen findet sich Bildmaterial auf der beiliegenden CD. … Insgesamt zeigen die Beiträge ein inhaltlich und methodisch reiches Panorama des Umfeldes und der Verehrung der heiligen Elisabeth auf; ein Panorama, das nicht nur aufgrund des gewissen regionalen Schwerpunktes in Hessen die Elisabethforschung bereichert.

Stephan Flemmig (Jena)

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Jahrbuch der Hessischen Kirchengeschichtlichen Vereinigung, Band 64 (2013), S. 327–329

… Einem Vorwort des Herausgebers und einem Grußwort Rainer von Hessens folgt ein Beitrag Meyers zur Geschichte der Reliquiare der Heiligen. Hier gibt er an, dass es sich bei der Zuschreibung des Stockholmer Reliquiars durch den Historiker Percy Ernst Schramm 1955 um eine Hypothese gehandelt habe, die durch Schriftquellen oder wie auch immer geartete Nachweise anderer Art nicht gesichert werden kann. Gleichwohl könne davon ausgegangen werden, dass es sich bei dem Stockholmer Stück um das fragliche Kopfreliquiar der hl. Elisabeth handele. Dies ist mit teils guten Gründen, insbesondere bezogen auf deutliche Abweichungen zwischen mittelalterlichen Beschreibungen des Stückes und den tatsächlichen Befunden, immer wieder bestritten worden. Auch der Rezensent hat nie einen Hehl daraus gemacht, dass er diese Zweifel teilt, die ihm genügend groß erscheinen, nicht mit der ansonsten in diesem Band anzutreffenden Sicherheit diese Identifi kation vorzunehmen. Unzweifelhaft ist das Stockholmer Reliquiar ein herausragendes Einzelstück von exzeptioneller Bedeutung, doch das allein kann nicht genügen, diese sehr weit reichenden Schlüsse zu ziehen. … Möglicherweise haben Tegnér und der Herausgeber Recht, aber möglicherweise eben auch nicht. Das wird, bis zum nicht zu erwartenden Fund bislang unbekannter mittelalterlicher Schriftquellen zu dem Reliquiar, auch so bleiben. So lange sollte mit wesentlich größerer Vorsicht von diesem Stück gesprochen werden. Es sei an dieser Stelle übrigens darauf verwiesen, dass nicht nur in Wien ein vermeintlicher Schädel der Heiligen liegt, sondern auch einer in Viterbo und sogar einer in Bogotá in Kolumbien. … Das Feld der Forschung wird mit dem Beitrag Rita Amedicks zu den Edelsteinen des Elisabethschreines betreten. Wie die Verfasserin bereits in Vorträgen im Umfeld des Elisabethjubiläums 2007 zeigen konnte, ist ihr eine umfassende Untersuchung über die Herkunft der Steine und Gemmen gelungen, in deren Verlauf sie sogar eine heute fehlende Gemme in Paris entdecken konnte. Der Beitrag schließt einige wesentliche Lücken in der kunsthistorischen Erforschung des Schreins. … Durch eine Fotokampagne des Bildarchivs Foto Marburg konnten hochklassige Bilder des Schreins angefertigt werden, die die bis zu diesem Zeitpunkt ungenügenden Fotografien des Schreins mehr als nur ergänzen und somit einen erstklassigen Beitrag zur weiteren Forschung leisten. Die beigegebene CD mit diesen und vielen weiteren Bildern ist eine sehr willkommene Erfüllung vieler Wünsche, die im Zusammenhang mit dem Jubiläum immer wieder geäußert wurden. Sie ergänzt zudem die Farbabbildungen auf 16 Seiten in der Mitte des Bandes. Durch diese ist es bei der Lektüre nicht zwingend notwendig, am Bildschirm zu sitzen und sich die Bilder der CD anzusehen. …
Trotz einer gewissen, unverkennbaren Elisabethmüdigkeit, gerade auch in Marburg, kann man das Erscheinen dieses Bandes insgesamt begrüßen. Die Fragen rund um das Stockholmer Kopfreliquiar sind nach Überzeugung des Rezensenten offen wie eh und je; sie werden sich wohl nicht schlüssig und für alle überzeugend beantworten lassen. Doch vor allem zur spätmittelalterlichen und reformationszeitlichen Verehrung Elisabeths von Thüringen vermögen etliche der Beiträge neues zu liefern.

Jürgen Römer

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literaturkritik.de, Nr. 7 (Juli 2012) – http://www.literaturkritik.de/public/druckfassung_rez.php?rez_id=16850

… Die durchweg spannenden und allgemeinverständlich geschriebenen Beiträge des Bandes nähern sich dem Thema der Elisabethrezeption von ganz unterschiedlichen Blickwinkeln aus. … Herausragend sind die hier publizierten Ergebnisse der mineralogischen und gemmologischen Untersuchungen von Ralf Schmidt und Rita Amedick. Ausgehend von der Achatschale, die in das Kronreliquiar eingearbeitet ist, postuliert Schmidt erstmalig Thrakien als Herkunftsort der in Antike und Mittelalter verarbeiteten Achate und räumt damit endlich mit der schwammigen, aber geläufigen Herkunftsbezeichnung „Indien“ auf. Amedick gelang es im Jahr 2006, die wichtigste Gemme des Elisabethschreins, einen oberhalb der Maria angebrachten Kameo, der seit napoleonischer Zeit als verschollen galt, im Cabinet des Médailles der Bibliothèque Nationale de France in Paris ausfindig zu machen. …

Alissa Theiß